- Wie schätzen Sie die Situation in Stuttgart ein?
In Stuttgart ist etwa jedes 3. Kind von Kinderarmut betroffen. Es ist davon auszugehen, dass aufgrund der Corona-Pandemie die Zahl in der nächsten Jahren steigen wird, wenn Eltern oder Elternteile ihren Job verlieren. Ein Zusätzliches Armutsrisiko stellen auch Kinder und Jugendliche mit Migration und Fluchterfahrung dar. Wir müssen sofort handeln!
- Welche bereits bestehenden Maßnahmen haben sich bis jetzt bewährt?
Durch staatliche Gelder wie der Regelsatz, das Kindergeld oder der Kinderzuschlag wird gegen Kinderarmut vorgegangen. Mit dem Bildungs- und Teilhabepaket haben gerade Familien mit wenig Geld die Möglichkeit an Veranstaltungen teilzunehmen.
- Wo sehen Sie noch weiteren Handlungsbedarf?
Ich denke, dass wir unseren Fokus etwas ändern müssen. Als Kind habe ich mich von anderen immer gedemütigt und ausgegrenzt gefühlt, wenn es darum ging, gleiche Chancen bei Sport, Bildung und Freizeit zu haben wie reiche Kinder. Weiter sehe ich auch Handlungsbedarf bei Kindern- und Jugendlichen aus sozial schwachen Familien. Sie leiden oft unter der Trennung der Eltern. Die Folgen sind Verlusterleben, Einsamkeit, Ängste, Traurigkeit und ein geringes Selbstwertgefühl, das wiederum hat Einfluss auf die Persönlichkeitsentwicklung und die gesellschaftliche Stellung im Leben. Daher will ich die Familie als Heimathafen gerade für Kinder- und Jugendliche stärken und fördern.
- Haben Sie konkrete Pläne zur Bekämpfung von Kinderarmut während Ihrer möglichen Amtszeit?
Die stärkere Einbindung von Jugendämtern, Jobcentern und Schulen bei der Prävention von Kinderarmut weiter voranbringen. Für berufstätige alleinerziehende Elternteile will ich die Öffnungszeiten der Kinderbetreuung im Kita und in den Grundschulen auf 17.00 erhöhen und die Lebensbedingungen für Familien verbessern und in den Mittelpunkt stellen. Dazu gehören die Aufstockung des Kinderzuschlags, des Kindergeldes und des Bildungs- und Teilhabepakets.
- Wie ist Ihre Meinung zum Starke-Familien-Gesetz?
Es ist ein Schritt in die richtige Richtung. Kinder sind unsere Vertreter in der Zukunft und brauchen daher unsere größte Aufmerksamkeit auf ihrem Bildungs- und Entwicklungsweg. Mit weniger Bürokratie, Ausweitung und mehr Leistungen zusammen, wird gerade für Familien mit kleinem und mittlerem Einkommen wirksam gegen Kinderarmut präventiv vorgegangen und dadurch die Erziehungsverantwortung der Eltern gestärkt.
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